Togo
Gründung von Produktionsgemeinschaften (GIC-Groupements d’Intérêts Communes) in Blitta
Kollektive Landwirtschaft in der Präfektur Blitta
Ziel des Projekts mit der gemeinnützigen Organisation Sight Africa Familie ist die Gründung von landwirtschaftlichen Produktionsgemeinschaften und der teilmechanisierte Anbau von kollektiv bewirtschafteten Feldern.
Auf insgesamt 90 Hektar bauen die von der Subsistenz lebenden Kleinbauern kollektiv und teilmechanisiert verschiedene Nutzpflanzen an. Sowohl die Ernte wie auch der Verkauf erfolgen gemeinsam. Das Projekt übernimmt maschinelles Pflügen, Ansaat und stellt das Saatgut. Langfristig schafft das Projekt eine Grundlage für die intensivere, nachhaltige Nutzung der existierenden natürlichen Ressourcen, unterstützt die regionale wirtschaftliche Entwicklung und trägt zur Reduzierung der Armut und Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung bei.
- Gesamtvolumen: 105.000 €
- Laufzeit: 10. August 2021 bis 30. Juni 2023
- Projektregion: Kanton Tchaloudé, Präfektur Blitta, Zentralregion Togo
- Projektpartner: Sight Africa Familie (SAF)
Finanzielle Unterstützung von dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Ausgangssituation vor Ort
Togos Wirtschaft ist nach wie vor von der Landwirtschaft geprägt, mit mehr als 70% der aktiven Arbeitskräfte in diesem Sektor. Obwohl in den letzten Jahren die landwirtschaftliche Produktion zugenommen hat, liegen die Erträge im bäuerlichen Ackerbau und in der Tierhaltung noch immer unter 50% der Ertragsmöglichkeiten. Vor allem Kleinbauern sind davon betroffen und leben in bitterer Armut. Häufig reicht das Erwirtschaftete kaum zur Eigenversorgung der Bauern und ihrer durchschnittlich 6- bis 7-köpfigen Familien aus. Dies betrifft auch die Bevölkerung unsere Projektregion im Kanton Tchaloudé. Die Feldarbeit erfolgt manuell mit der Hacke, Mechanisierung existiert nicht. Für den Einsatz von Mineraldünger fehlt das Geld was dazu führt, dass die Erträge nach Inbetriebnahme, der für mehrere Jahre brachliegenden Buschflächen sehr schnell sinken. Hinzu kommt der sich zunehmend bemerkbar machende Klimawandel mit verlängerten Trockenperioden und vermehrtem Starkregen, was die Bodenbearbeitung erschwert. Diese kräftezehrende Arbeit zwingt deshalb auch die Bauern, ihre Kinder schon in frühester Kindheit zur Feldarbeit heranzuziehen. Hohe Schulfehlzeiten sind die Folge, da viele Kinder die Schule vorzeitig verlassen müssen oder gar nicht erst zur Schule geschickt werden.
Zu diesen wirtschaftlichen Problemen im Kanton kommt die ungenügende Gesundheitsversorgung, denn im Kanton existiert nur im Ort Tchaloudé eine Gesundheitsstation. Diese Station bei Notfällen von den Dörfern zu Fuß aus zu erreichen, ist nur schwerlich möglich.
An diesen Herausforderungen setzt ein umfangreicher Aktionsplan zur Entwicklung der Gemeinschaft im Kanton Tchaloudé in der Präfektur Blitta mit verschiedenen Projekten an. Das Projekt Gründung von Produktionsgemeinschaften (GIC-Groupements d’Intérêts Communes) ist Teil dieses Aktionsplans und trägt mit folgenden Maßnahmen zur Gemeindeentwicklung, Steigerung der Produktivität und langfristigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung sowie Bekämpfung der Armut des Kantons Tchaloudé bei:
1. Gründung von Produktionsgemeinschaften
Im Rahmen des Projekts werden in zwei Phasen insgesamt sechs Produktionsgemeinschaften bestehend aus jeweils 20 Landwirt*innen in sechs Dörfern rund um Blitta gegründet und mit Generalversammlung und eigener Satzung legalisiert. Das Projekt umfasst die Dörfer Kamboussa, Niki-Niki 1 und 2, Toule, Kaza-Copé und Touléwai.
2. Kollektive Erschließung von Ackerland
Die Gemeinschaften erschließen in jedem Dorf 30 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Die von den Dörfern gestellten Flächen werden gerodet und durch maschinelles Pflügen für den Anbau vorbereitet. Gemeinsam werden Yams, Sesam, Mais, Soja und Reis angebaut. Nach zweijähriger konventioneller Anbautechnik soll eine pfluglose Bodennutzung und Direktaussaat folgen, ergänzt durch integrierte Tierhaltung mit dem Ziel einer biodynamischen Bodennutzung und somit nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen.
3. Ernte und Verkauf
Die fertigen Produkte werden durch die Produktionsgemeinschaften geerntet und in, im Rahmen des Projekts gebauten Lagerräumen bis zum Verkauf aufbewahrt. Die Erträge durch den Verkauf und Vertrieb der Produkte kommen den Gemeinschaften zur Fortführung des Projekts zugute. Ziel ist die Schaffung eines über die Subsistenzwirtschaft hinausgehenden zusätzlichen Einkommens für die Landwirt*innen.
4. Beratung
Um den teilmechanisierten Anbau zu ermöglichen, arbeiten wir mit dem Ministerium für Landwirtschaft, dem Ministerium für Grundbedürfnisse und dem Kanton Tchaloudé zusammen, die die Gemeinschaften in technischen Fragen unterstützen. Außerdem werden die Landwirt*innen im Anbau, Ernte und Verkauf der Erzeugnisse beraten. Dafür wird zusätzlich im Rahmen des Projekts ein Versammlungs- und Schulungsraum für die sechs Dörfer errichtet.
Das Projekt wird von der URBIS Foundation gemeinsam mit der gemeinnützigen Organisation Sight Africa Familie umgesetzt. Finanzielle Unterstützung erhält es von dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.